Geboren im westpolnischen Szczecinek hat die 33-jährige Kamila Bieganska bereits viele Herausforderungen gemeistert und sich dabei als Sportlerin und Boxtrainerin einen Namen gemacht. Von ihrer Geburtsstadt zog sie ins westlich gelegene Danzig. Dort begann für die Adlerträgerin das Abenteuer Kampfsport, das sie vor knapp anderthalb Jahren an den Main brachte.
Sportbegeistert von Anfang an
Schon in der Kindheit war Sport ein wichtiger Teil in Kamilas Leben – ihr Vater gehörte zum polnischen Judo-Top-Team, und sie selbst probierte sich in den verschiedensten Disziplinen aus. Zunächst war es Akrobatik, dann wechselte die Eintrachtlerin zum Volleyball und Handball. Doch mit 23 Jahren der Schock – eine Meniskusoperation stellte die Adlerträgerin vor eine neue Herausforderung, schließlich konnte sie die Ballsportarten nicht mehr wie zuvor ausüben. Jedoch ließ die Leidenschaft für den Sport Kamila nie los. Mit 25 Jahren entschied sich die Adlerträgerin, mit dem Kickboxen zu beginnen.
Ihre vielfältigen sportlichen Erfahrungen aus ihrer Kindheit halfen Kamila dabei, sich schnell im Kickboxen zurechtzufinden. Doch sie probierte auch weitere Sportarten aus – darunter Wrestling, Boxen und MMA. Letztendlich konzentrierte sie sich auf das Kickboxen und Boxen, was sich als richtige Entscheidung herausstellen sollte.
Der Boxsport hatte Kamila bereits seit ihrer Kindheit fasziniert, aber ihre Eltern hatten Bedenken. „Ihnen hat die Idee, dass ich zum Boxen gehe, gar nicht gefallen. Ich habe immer gehört, dass Mädchen nicht kämpfen“, sagt sie über die Haltung ihrer Eltern. So wagte sie erst im Erwachsenenalter den Schritt zum Boxen. Ihr erster Eindruck überraschte sie nachhaltig. „Als ich mit einer Freundin zum ersten Mal ins Training ging, fragte ich die Dame an der Rezeption, ob Frauen auch beim Training mitmachen können. Die Dame sagte, dass bereits viele Frauen hier trainieren, und so gingen wir in den Trainingsraum. Dort waren 30 Männer und keine einzige Frau. Von diesem Moment an begann mein Abenteuer Kampfsport.“
Neuanfang in Frankfurt
Der Schritt nach Deutschland war für Kamila nicht geplant. Die heutige Adlerträgerin hat ihrer Tante in der Mainmetropole regelmäßig Besuche abgestattet und währenddessen auch in Frankfurt trainiert. Wie es das Schicksal so wollte, lernte Kamila dabei ihren Partner kennen, weshalb sie sich 2021 dazu entschloss, nach Hofheim zu ziehen. Ebenfalls zufällig kam der Kontakt zu Eintracht-Trainer Azzedine El karouia zustande, der zu diesem Zeitpunkt eine Boxtrainerin oder einen Boxtrainer suchte, während Kamila auf der Suche nach zusätzlicher Arbeit war.
Die Entscheidung, zur Eintracht zu wechseln, hat die 33-Jährige bis heute nicht bereut: „Ich wollte meinen Klub wechseln, weil ich das Gefühl hatte, dass ich stillstehe und mich nicht weiterentwickle. Wir haben uns kennengelernt, ich habe mein erstes Training absolviert und Azze hat gesehen, was ich kann. Und so bin ich heute noch hier.“ Seitdem trainiert Kamila die Frauengruppe der Boxabteilung von Eintracht Frankfurt. Für diese Möglichkeit sei sie heute noch dankbar, wie die 33-Jährige sagt. Es sei nicht selbstverständlich, dass man die Chance bekommt, eine Trainingsgruppe zu leiten, auch wenn ihr Deutsch nicht perfekt sei „Dafür, dass Azze an mich geglaubt hat und mich ständig vorangetrieben hat, bin ich sehr dankbar. Ich bin froh, dass ich ein Teil von Eintracht Frankfurt sein darf“, sagt Kamila stolz.
Ich bin dankbar und stolz, die Frauengruppe der Eintracht leiten zu dürfen.
Kamila Bieganska
Bei der Eintracht hat Kamila nun ihre sportliche Heimat gefunden. Ihr sei es sehr wichtig, die Farben des Vereins zu repräsentieren, weil in Frankfurt alle Menschen großen Respekt vor der Eintracht haben. Dies spüre man, wenn sie ihnen erzähle, dass sie für die Eintracht boxe. In Hofheim hat die polnische Meisterin im K1-Amateuerboxen ihre private Heimat gefunden hat. Sie liebt diesen Ort für seine Ruhe und Friedlichkeit. Ihr Lieblingsplatz ist die Hofheimer Bergkapelle, insbesondere die Treppe, die dorthin führt. Hier fühle sie sich wie Rocky Balboa, der die Treppe des Philadelphia Museums of Art in den legendären Filmen hinaufschreitet.
Für die Zukunft hat sich Kamila klare Ziele gesetzt. Sie will weiterhin im Boxring kämpfen und die Deutsche Meisterschaft gewinnen. Gleichzeitig möchte sich die Adlerträgerin vermehrt auf ihre Arbeit als Trainerin konzentrieren. Sie möchte in der Frauen-Boxgruppe ihre Leidenschaft und Erfahrung an andere Frauen weitergeben, mit dem Grundsatz, dass jeder mit harter Arbeit und Entschlossenheit seine Ziele erfüllen kann. So oder so darf sich die Boxabteilung glücklich schätzen, eine so inspirierende Persönlichkeit, die ihre Leidenschaft für den Sport lebt und andere dazu ermutigt, in ihren Reihen zu haben. Ihr Engagement für Eintracht Frankfurt und ihre Ziele als Trainerin zeigen, dass die Adlerträgerin nicht nur auf dem Weg zu persönlichem Erfolg ist, sondern auch zur Förderung des Frauenboxens in Deutschland beiträgt.